Business-Podcast für Marken und ihre Macherinnen

Die faszinierende Welt der Polysynästhesie mit Ida-Marie Corell: Einblicke in Kunst, Philosophie und neurodivergente Wahrnehmung

April 12, 2024 Ida-Marie Corell, Sibel Brozat Season 4 Episode 22
Business-Podcast für Marken und ihre Macherinnen
Die faszinierende Welt der Polysynästhesie mit Ida-Marie Corell: Einblicke in Kunst, Philosophie und neurodivergente Wahrnehmung
Show Notes Transcript Chapter Markers

Ida-Marie Corell ist matriarchale Polysynästhetikerin, Künstlerin, Performerin, und Philosophin. Entdecke mit uns die bunte Welt der Polysynästhesie und wie diese unsere Wahrnehmungen und unser Verständnis der Realität beeinflussen kann. Ida-Marie teilt ihre außergewöhnlichen Erfahrungen und die leuchtenden Muster, die sie beim Hören von Musik oder beim Betrachten von Buchstaben und Zahlen wahrnimmt. Sie öffnet uns die Augen für die Idee, dass synästhetische Fähigkeiten in jedem von uns schlummern und wirft Licht auf die oft unbeachteten Parallelen zwischen Synästhesie und neurodivergenten Denkweisen.

In einem inspirierenden Austausch erkundet Ida-Marie mit uns ihren 'Garten der Gleichheit', einen symbolischen Ort, der Authentizität und das Erschaffen eines eigenen Raumes in der Welt der Kunst und Markenentwicklung betont. Sie unterstreicht die Wichtigkeit eines unterstützenden Netzwerkes und wie das Feiern der Erfolge anderer beflügeln kann, sowohl auf persönlicher Ebene als auch in der Gemeinschaft. Dieser lebensbejahende Ansatz bietet nicht nur einen frischen Blick auf die kreative Entfaltung, sondern auch wertvolle Einsichten für jeden, der nach Inspiration und einem tieferen Verständnis für die Macht zwischenmenschlicher Verbindungen sucht.

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Sibel Brozat:

Willkommen im Women in Fashion Germany Podcast, dem Business-Podcast für Marken und ihre Macherinnen. Von mir, Sibel Brozat, und mit spannenden Talkshow-Gästen. Heute zu Gast: Ida-Marie Corell. Liebe Ida-Marie, schön, dass du heute bei uns in der Show bist.

Ida-Marie Corell:

Ja, vielen Dank für die Einladung.

Sibel Brozat:

. Du bist, ich muss mich konzentrieren um es richtig auszusprechen, matriarchale Polysynästhetikerin, Künstlerin, Performerin und Philosophin. Und jetzt gibt es ganz viel Erklärungsbedarf. Fangen wir mit dem ersten Begriff an. Was ist denn eine matriarchale Polysynästhetikerin?

Ida-Marie Corell:

Ja, das ist eine sehr gute Frage, und es ist vielleicht auch etwas übertrieben, es so zu nennen. Aber ich glaube, ich möchte so ein bisschen den Gedankenraum anregen, indem ich aufmerksam mache auf das matriarchale Leben. Das ist sozusagen nicht das Gegenteil vom patriarchalen Leben, sondern es ist eine Antwort aufs Patriarchat. Und Polysynästhetikerin ist der Begriff einer Synästhetikerin, die sehr viele verschiedene verwobene Sinne hat. Also, ich bin Synästhetikerin, und das ist der wissenschaftliche Begriff für ein Leben, ein Wahrnehmen mit einem verflochtenen Sinnesapparat. Also, meine Wahrnehmung ist sehr bunt, sehr vielseitig, sehr bewegt, sehr geometrisch aktiv, und das nennt man wissenschaftlich Synästhesie. Und Polysynesthesie heißt mehrheitliche Synesthesien.

Sibel Brozat:

Jetzt brauche ich da trotzdem noch ein bisschen Erklärung, vielleicht die Hörerinnen und Hörer auch. Kannst du ein Beispiel nennen?

Ida-Marie Corell:

Genau. Also zum Beispiel ganz weit verbreitet ist eigentlich, dass Alphabet farbig wahrnehmen oder für jede Zahl eine Farbe haben oder Musik sehen. Eine Farbe haben oder Musik sehen, Und dann verflechtet sich das und entfaltet sich fast wie so ein fraktales Geometrienspiel, dass natürlich Emotionen gesehen werden können, geschmeckt werden können, dass man sie hört oder sie sogar riecht. Das ist sozusagen eine echte verflochtene Sinneswahrnehmung Und fast so ein bisschen wie das mycelische Netzwerk im Boden innerhalb unserer neuronalen Struktur. Synesthesie wird auch im modernen Kontext in der Neurodivergenz erwähnt. Das ist sozusagen alternative Denkmuster oder erweiterte Denkmuster.

Sibel Brozat:

Alternative Denkmuster oder erweiterte Denkmuster Und sag hast du da eine erweiterte Sinneswahrnehmung, oder kann man sowas lernen, wie zum Beispiel Buchstaben in Farben sehen, oder kann wahrscheinlich ein Stück weit oder ein Gefühl dafür bekommen?

Ida-Marie Corell:

Oder ist das eine Gabe, die man hat und auf die man aufbaut? Da folge ich einer grundsätzlich sehr verbreiteten Theorie in der Wissenschaft zum Thema Synesthesie, dass wir eigentlich alle als Synesthetiker geboren werden, also dass wir alle sozusagen eine sehr verwobene Sinneswahrnehmung in unserem Säuglingsalter haben Und durch die gesellschaftliche Regung, durch Erziehungsmuster, durch die Trennungskultur sich diese verwobenen Sinne trennen und sozusagen zurückziehen. Wie ein Oktopus, der von der Umwelt bedroht wird, zieht es sich zurück und versteckt sich, und deswegen glaube ich, dass wir alle auf jeden Fall es wiederbeleben können. Also, es ist fast wie ein schlafender, kranker, kleiner Oktopus irgendwo versteckt, und wenn man sich diesen ganzen Raum der erweiterten Wahrnehmung öffnet, bin ich davon überzeugt, dass man es entdeckt. Also, aneignen, glaube ich, ist vielleicht schwierig, aber es gibt sehr viel in sozusagen der psychodelischen Perspektive, viele Erfahrungen von Menschen, die sozusagen psych, psychedelische Substanzen nehmen und dann Synesthesien erfahren, und ich bin sehr frei davon. Also, ich nehme keine psychedelischen Erweiterungssubstanzen, weil diese Erweiterung bei mir schon sehr vorhanden ist, und ich glaube, man kann es eben dementsprechend wiederentdecken. Also, das ist meine Überzeugung Da habe ich zwei Fragen.

Sibel Brozat:

Das klingt ja auch so ein bisschen nach Intuition und verlorener Intuition, weil, wenn man irgendwie durch Erfahrungen, traumata im Leben, dass man halt vielleicht seine Intuition oder nicht mehr so genau drauf hört. Also kannst du vielleicht sagen, ist das so ähnlich oder anders? Und dann, was mir immer noch im Kopf rumgeht, ist sieht dann jeder bei dem Beispiel mit den Buchstaben die gleichen? also hat dann jeder Buchstabe die gleiche Farbe für jeden, oder ist es für jeden immer anders?

Ida-Marie Corell:

Es ist wahnsinnig individuell, das heißt, es ist auch dementsprechend sehr, sehr schwer, es im Schemata zu fassen oder wissenschaftlich zu kartieren, aber es ist natürlich sehr stark mit einer ich würde schon auch sagen, mit der Intuition verbunden. Beziehungsweise ist das sozusagen diese Mata-Ebene. Ich nenne Meta-Ebene gerne Mata-Ebene, weil ich mit dem Sanskrit-Word arbeite, gerne Ma. Also, es ist sozusagen diese Ebene, von der manche sagen, es ist irgendwie ungreifbar, aber es ist sozusagen so ungreifbar wie die Sporen der Pilze vielleicht. Also, es ist da, aber es ist nicht da, und neueste Wissenschaften meinen zu erkennen, dass es sich um das Quantenbewusstsein handelt, das irgendwie greifbar ist. Also in modernsten Tests hat man herausgefunden, dass der Mensch ein Photon wahrnehmen kann, also ein Licht-Photon-Partikel eigentlich wahrnehmen könnte. Aber die Beschreibung der Probanden ist immer es ist wahrnehmbar, aber nicht wahrnehmbar. Aber sie liegen immer richtig, wenn sie meinen, jetzt habe ich ein Photon wahrgenommen, also in total abgedunkelten Räumen, in denen diese Tests durchgeführt werden.

Sibel Brozat:

Ich finde es so spannend, dass du diese erweiterte Bewusstseinswahrnehmung und was es mit dir macht, sehr wissenschaftlich auch darstellst, weil man könnte es ja auch irgendwie als etwas Spirituelles, nicht Greifbares, Verrücktes irgendwie abtun. Das war es auch.

Ida-Marie Corell:

Also ich glaube, die Geschichte der Synesthetiker ist, glaube ich, ein sehr wildes, eine sehr wilde Welt, in der sehr viel eben interpretiert werden muss. Aber es ist eine Welle eigentlich da, in der diese ich glaube, das liegt auch daran, dass also die Synesthesien waren in den Anfang 1900 sehr beliebt, aber es hat sich sozusagen eigentlich zurückgezogen. Aber es hat sich sozusagen eigentlich zurückgezogen. Deswegen meine ich, wie so ein kleiner erschrockener Oktopus, der sich zurück in sein Felsennest zieht und darauf wartet, neugierig also auf neugierige Begegnungen.

Ida-Marie Corell:

Also ich glaube, das ist die Zeit, in der wir gerade leben. Es kommt also schon ein bisschen zurück. Es werden mehr und mehr Bücher veröffentlicht zu dem Thema. Ich selber schreibe auch mein Buch dazu und arbeite natürlich künstlerisch sehr viel damit und bin auch erst seit einigen Jahren sehr offen darüber. Also ich habe es versucht. also viele Synesthetiker teilen die Erfahrung mit diesem, sich erstmal dazu nicht ganz so äußern, weil es eben in dieser Welt der Neurodivergenz jetzt langsam die Möglichkeit gibt, zu sagen ich bin Synesthetiker. vorher war es eben etwas Ungreifbares in der ja spirituell Schamanismus und Synesthesien sind auch sehr aneinander, sehr nah beieinander, genau also.

Sibel Brozat:

Und wenn man jetzt, so würde man das merken, wenn man so eine erweiterte Bewusstseinswahrnehmung hat oder sich als Polysynästhetikerin identifizieren, also wenn man jetzt dir zuhört, und man hat so eine Neigung, könnte es passieren, dass man sagt ah, stimmt, ich glaube, ich habe sowas auch.

Ida-Marie Corell:

Also, für viele ist es auf jeden Fall sehr wichtig, ein Gespräch darüber zu hören, wie wir das jetzt gerade tun, oder mit jemandem sprechen, der das schon hat und auch erkannt hat. Und dann kann man so kleine Check-ins machen, wie zum Beispiel wie ist das A für mich, Was für eine Beziehung habe ich zu dem Buchstabe A? Und das kann sein, dass sofort eine Farbe da ist. Dann gibt es verschiedene Formen der Synesthesien, also die Projektorsynesthesie, das heißt, ich projiziere eine Farbe auf dem Buchstabe, auf dem Blatt Papier, oder es ist wie ein Layer. Ich habe auch gerne so Photoshop Analogien.

Ida-Marie Corell:

Dann gibt es zum Beispiel so verschiedene Layer, dass man das Gefühl hat, irgendwie ist das zwar alles schwarz und weiß, aber trotzdem ist das ganz rot. Und dann gibt es diese innere Verbindung, in der das alles miteinander verschmolzen ist. Deswegen sind das so Verflechtungen und Verwebungen wie so ein Sinnesgeflecht, und ich glaube, dass natürlich auch durch die Beschäftigung, damit das neuronale Netzwerk sich natürlich auch wieder ausbreiten kann und neue und alte Verbindungen knüpfen kann. Also ich glaube, dass, wenn man diesen Check-In macht oder höre ich die Musik, und sehe ich sie auch, oder höre ich sie nur, oder das sind diese Fragen, die man sich stellen kann, und viele stellen dann fest ich habe es nicht, aber ein Buchstabe ist irgendwie hellblau, oder manche verbinden auch Obst, gemüse damit. Also das ist natürlich auch eine sehr interessante Welt, dass man plötzlich herausfindet, ich sehe eine 3 und habe immer die Avocado im Kopf, wie es bei mir der Fall ist. Beziehungsweise ist die 3 eine Avocado, wie es bei mir der Fall ist.

Sibel Brozat:

Beziehungsweise ist die 3 eine Avocado, und kann man sagen, wie viel Prozent der Bevölkerung so solche Polysynästhetiker sind? Kann man das sagen?

Ida-Marie Corell:

Ich beziehe mich ungern immer auf Daten und Fakten, weil die sich auch immer wieder. Es verändert sich ständig. Also es gibt unterschiedliche Thesen, unterschiedliche Theorien. Ich bin eher jemand, der Facetten über Fakten stellt, um auch davon frei zu bleiben. Was jetzt heute aktuell ist, ist morgen eventuell nicht aktuell, Aber es ist ein sehr kleiner, sehr geringer Teil der Gesellschaft hat anscheinend Synesthesie, oder diese. Also Synesthesie kommt ja aus dem Griechischen, und das heißt zusammen wahrnehmen. Aesthesie kommt aus dem Griechischen, und das heißt zusammen wahrnehmen, aesthesis als die Wahrnehmung im Griechischen, und Syn heißt zusammen, und das Gegenteil von der Synesthesie ist die Anesthesie, also sozusagen der Anesthetiker in der Klinik, der setzt sich in Koma, oder wie heißt das, wie heißt die Betäubung, also der setzt sozusagen die Sinne aus, und die Synesthesie aktiviert die Sinne, und es ist sehr, sehr spannend, was da wissenschaftlich auch passiert, also wie weit wir uns da weiterentwickeln werden. Also, wir können echt gespannt sein auf die Daten und Fakten oder die Facetten, die aus der Synesthesie kommen werden.

Sibel Brozat:

Jetzt frage ich mich gerade ist das etwas, was dich oder Menschen interessiert? Und dann, wie soll ich sagen? weil du so viel auf einmal wahrnimmst, dass du dann Konzentrationsschwierigkeiten hast oder dich verzetteln, neigst dazu, dich zu verzetteln, oder siehst du Dinge klarer, oder hat es da gar keinen Einfluss drauf?

Ida-Marie Corell:

Das ist natürlich die Frage der Perspektive. wer beurteilt Du selber?

Sibel Brozat:

für dich.

Ida-Marie Corell:

Aber da ist eben die Frage beurteile ich es als Verzetteln oder fraktale Erweiterung? Du selber für dich? individuelle Sprache, meine Form des Denkens. Und je mehr ich mich damit beschäftige und das auch annehme, dass es so ist, umso mehr Klarheit verschafft es mir. Ich kann es natürlich auch verdrängen und sagen nein, nein, das existiert nicht, und somit würde ich, glaube ich, eher mich dann verzetteln. Also ja, es ist eine Beziehungsgeschichte.

Sibel Brozat:

Und hat es so ein bisschen gedauert? Hast du so ein Gefühl gehabt? oh, ich bin anders als die anderen, was ist das mit mir? War das so ein Prozess, oder war es von Anfang an irgendwie?

Ida-Marie Corell:

ich bin halt so, so bin ich zuerst, bis dann in einem Gespräch mit meiner Mutter herauskam, weil sie mir einen Zeitungsartikel vorgelesen hat, in der eine Frau Buchstaben und Zahlen, farbig sehen konnte, und ich habe nicht so reagiert, wie sie erwartet hat, und da war ich 16. Also es war schon eine gewisse Zeit in meiner Biografie, in der ich davon ausgegangen bin, dass alle so also man hinterfragt das ja nicht. Wenn man, sobald man diesen Moment hat, in dem etwas besprochen wird oder etwas eingeladen wird in deinen Lebensalltag, werden andere Dinge klar. Also das ist dann auch immer so ein Reality-Check. Und als ich 16 war, kam eben heraus, dass meine Mutter und meine ganze Familie nicht so wahrnimmt, und erst dann habe ich festgestellt, dass das etwas anderes ist. Und auch dann war es noch lange nicht so, dass das ein zentraler Teil meiner Identität wurde, sondern sehr viel später, sehr viel später, selbst durch das Kunststudium und das Studium an sich hindurch war das immer nur so ein bisschen wie so ein Herumtänzeln.

Ida-Marie Corell:

Ist das so, oder ist das nicht so? Dann wird man dann kritisiert, weil Kandinsky war so ein Ästhetiker, also man kann ja also in diese Richtung, oder Hilma af Klint ist wohl auch so eine Ästhetikerin gewesen, und das sind so Momente, bei denen ich dann gedacht habe ah, okay, aber es ist so bei mir also. Das heißt, dieses Coming Out, dieser typische Begriff wann fange ich damit an, zu leben, zu arbeiten? Ich habe sehr viel negatives Feedback bekommen von Menschen, die keine Synesthetiker sind, und viel Positives von Synesthetiker-Kollegen und Kolleginnen.

Sibel Brozat:

Und jetzt ist es ja ein zentraler Bestandteil deiner Identität und führt ja auch zu. Also dein ganzes Arbeitsleben oder deine Berufswelt baut ja drauf auf. Diese ganzen unterschiedlichen Wahrnehmungsebenen verflechten sich da wahrscheinlich und bringen sich da auch zum Ausdruck bei deiner Arbeit. Kannst du uns erzählen, was du eigentlich genau machst damit, wie du arbeitest und was daraus entsteht?

Ida-Marie Corell:

Genau. Also aus dem Kunstjargon oder im Kunstjargon würde ich sagen, bin ich zirkulär-disziplinär tätig. Das heißt, ich habe verschiedene oder zirkulär-medial, also ich habe verschiedene Medien, bei denen ich wie so eine Choreografie abspaziere, und vom Schreiben komme ich ins Singen oder Toning, vom Schreiben komme ich ins Singen oder Toning. Also, mein Ursprung ist im Kindesalter Malerei und Musik, so ungefähr. Das habe ich nicht aufgegeben, sondern habe mich sozusagen dort fast wie so einen Fraktalmoment eigentlich immer stückweise erweitert. Ich habe es manchmal früher auch so Mediums Shapeshifting genannt.

Ida-Marie Corell:

Also ich komme an eine Grenze der Malerei, weil dann höre ich die Malerei, und dann kommt es zu einem Lied, und von dem Lied kommt es dann in die Lecture Performance, weil ich irrsinnig viel dafür recherchiere, und dann komme ich ins Zeichnen, weil ich liebe, dinge strukturell anzuschauen und abzuzeichnen, und dann von dort aus komme ich wieder in das Nähen. Das ist ja auch das Thema eigentlich deines Podcasts Ursprungsthema die Fashion, die Kleidung und dann die Aura oder so, und dann geht es sozusagen immer weiter. Also ich habe sozusagen keine definierte Box, in der ich mich sehe, sondern ich bin, was Material und Arbeit angeht, sehr fluide. Also ich bewege mich wie die Gezeiten. Also ich habe sozusagen Gezeiten und Seasons auch.

Sibel Brozat:

Das heißt, wie kann man sich denn eine Ausstellung von dir vorstellen oder deine Kunst? Also sind das dann okay? ich habe den Prozess verstanden. Du kommst vom einen zum anderen, und dann entstehen halt unterschiedliche Projekte oder Kunstwerke oder Schriften oder wie auch immer Kleidungen, und ist es dann so als Gesamtobjekt immer zu sehen, Oder sind das dann einzeln? machst du dann einmal eine Kunstausstellung mit Bildern, Einmal irgendwie schreibst du ein Buch, und dann machst du eine Performance, Oder ist das immer irgendwo die? wie kann man sich das vorstellen? Ich habe da noch keine Vorstellung.

Ida-Marie Corell:

Ja, das muss das nächste Mal kommen. Zu einer Ausstellung. Es ist ganz unterschiedlich, und es hängt ganz von den Räumlichkeiten ab. Ich beschäftige mich irrsinnig gerne mit der Kultur, in der eine Ausstellung stattfindet, und idealerweise produziere ich etwas für die Ausstellung, ob es jetzt eine mehrdimensionale Raumbegehung ist oder eine Installation. Ich glaube, dass ich mich zuerst mit dem auseinandersetze, was gefragt ist, und natürlich habe ich eine Art Rhythmus, in dem ich meine Bilder male.

Ida-Marie Corell:

Collagentechnik Also, ich mache sehr viel Collagen, die meistens auf einer sozusagen an einem Ort stattfinden, und ich nenne sie so ein bisschen zweidimensionale Surgery, also das heißt, ich analysiere und ich korrigiere für mich die Realität. Also, wenn ich Collagen arbeite, und ich sammle dann immer ganz viele Materialien von der Location, bei der die Ausstellung stattfinden wird, und ich produziere dann eine Collagenserie und rearrange Reality für mich. Dann also im Sinne von schrecklichen Neuigkeiten versuche ich irgendwie so zu sammeln, dass sie mir Balance erzeugen. Und genauso habe ich mich mit dem Thema Plastik sehr intensiv beschäftigt, auch weil meine synesthetische innere Optik zum Plastik eine sehr komplizierte Beziehung ist. Und das heißt, ich glaube, ich bin sehr inhaltsbezogen. Wenn ich jetzt ein Bild male, dann geht es meistens um den Inhalt, genauso wie bei den Collagen. Und die Bücher, die ich schreibe, sind meistens dann auch Bücher, die wieder mit der Thematik zu tun haben, über die ich male, oder collagiere, oder zeichne, oder singe. Das ist also wirklich eine fast schon wie so eine Kugel, und innerhalb dieser Kugel der Sinnlichkeit arbeite ich.

Sibel Brozat:

Jetzt hast du das Thema Plastik auch angesprochen. Was ist deine spezielle Beziehung zu Plastik, und wie führt es zu Arbeiten von dir?

Ida-Marie Corell:

Also, ich habe intensiv damit gearbeitet. Also das ist vielleicht ein Beispiel, wie so ein Thema bei mir bearbeitet werden kann. Also schon seit Kindestagen habe ich großes Interesse daran gehabt, immer was ist denn Plastik? Wieso raschelt das so? Also, was ist, wieso tragen wir die Plastiktüten, die es damals noch sehr viel gab, immer noch sehr viele davon gibt? Und ich habe dazu auch dann später promoviert, darüber. Ich habe das Buch hier liegen. Das Alltags und Plastiktütenbuch ist dabei rausgekommen, ist schon über zehn Jahre alt, also damals. Der damalige Stand der Dinge ist hier drin. Und weil ich mich so intensiv damit beschäftigt habe, künstlerisch und performativ, bekam ich die Einladung, darüber zu promovieren, und das führte dazu, dass ich dann eben wirklich intensiv mich auseinandergesetzt habe und meine Performances. Für die Performances habe ich dann übergroße Kleider aus Plastiktüten mir selber genäht, zum Teil so 300 Quadratmeter große Kleider aus 555 Ikea-Taschen, den blauen oder pinken Geruchsmüllsäcken. Und da geht es eigentlich für mich um eine Hassliebe, vielleicht, weil ich profitiere natürlich wie wir alle von Plastik, kunststoff und deren Entwicklung.

Ida-Marie Corell:

Allerdings galt es mal als Zaubermaterial, als es aufkam. Davon haben wir ja sehr viel verloren, Gerade weil eben irgendwie der Mensch an sich fähig ist, geniale Erfindungen zu loszulassen und die Kontrolle darüber zu verlieren. Und da geht es eigentlich auch so ein bisschen darum in diesem Massenkonsum, der durch Kunststoffplastik und Erdöl eben möglich war, dass wir eigentlich einen individuellen, privaten Zugang zum Produkt, zum Material verloren haben. Und gerade auch in der Fast-Fashion-Industrie, in der Fashion-Industrie überhaupt, in der Produktindustrie, in der Geschenkindustrie, da ist sehr viel Persönlichkeitsmomentum verloren gegangen durch diese Massenproduktion. Das war ein sehr intensiver Teil meines Lebens vor der Pandemie. Dann, weil ich sehr viel performt hatte, ist diese Performance-Schiene durch die Pandemie eingeschlafen, und währenddessen haben sich natürlich andere Themen wieder in den Vordergrund gestellt. Und genau so weit sieht das jetzt gerade aus. Und wo kann man denn jetzt Arbeiten von dir aktuell sehen? Nächste Woche eröffnet eine Gruppenausstellung in Wien in der Lukas-Feichtner-Galerie zum Thema Exhibition, also Eier, kuratiert von der Marie Ottberg, und dann immer wieder in verschiedenen Ausstellungen oder auch auf meiner Homepage.

Sibel Brozat:

Und genau. also das ist jetzt das Aktuellste. Ich möchte jetzt auf dich als Person zurückkommen Und würde von dir gerne wissen was war so im Laufe deiner beruflichen Karriere eine Herausforderung, die du hast nicht so kommen sehen, und wie gehst du damit um oder bist du damit umgegangen?

Ida-Marie Corell:

Also, da habe ich eben wieder diese inneren Bilder im Kopf. Das ist eben so der synesthetische Bereich. Ich sehe das. Das ist so ein bisschen, wie es kommt etwas auf mich zu, und dann geleite ich es hoffentlich freundlich davon oder bewege es in eine Richtung, von der ich mich dann nicht mehr bedroht fühle. Ich glaube, das ist ein Teil des Lebens. Man hat ja immer einen Strom, der auf dich zugeht, oder einen Strom, der mit dir mitgeht. Da muss man immer eine gewisse Balance halten. Oder eben auch ein taoistisches, ich taoistisches, ich nehme es an und gebe es weiter. Also, da gab es sehr viele natürlich Momente.

Sibel Brozat:

Verstehen.

Ida-Marie Corell:

Maxe ein Teil oder lieber nicht.

Ida-Marie Corell:

Naja, man kann das natürlich nicht so ganz klar sagen, aber natürlich Konkurrenz, neid, karriere, schritte, das Patriarchat an sich ist, glaube ich, eins, was wir im Grunde genommen, doch, denke ich, sehr viele teilen, sowohl Männer als auch Frauen, auch alle dazwischen, und ich glaube, wir sind alle eigentlich so ein bisschen losgelöst von dieser, von diesem menschlichen Miteinander durch verschiedene Karriereagendas und Stress und Druck, und ich glaube, keiner dieser Momente hat die Aufmerksamkeit verdient, eigentlich in eine gewisse Form gebracht zu werden. Aber wir haben sehr viele davon, und ich bin ihnen auch alle sehr, sehr dankbar. Das ist auch eine Sache. Also, jeder dieser Erlebnisse hat eigentlich einen gewissen Lehrerstatus bei mir.

Sibel Brozat:

Man lernt daraus so viel. genau So muss man es eigentlich auch sehen, ja, und ich nehme sie als Learningsint.

Ida-Marie Corell:

Ich nehme sie gerne an und stelle sie in mein Archiv an Erfahrungen wie Trophäen und Preise, und schaue mir das gerne an.

Sibel Brozat:

Kommen wir zu den Erfolgen. Stellst du die auch wie Trophäen in deinen Schrank. Und was sind das für Erfolge, auf die du besonders stolz bist?

Ida-Marie Corell:

Ja, natürlich stelle ich die ja auch in einen Schrank. Der ist natürlich definitiv präsenter und erinnert mich nicht oft genug, weil man vergisst ja auch seine Erfolge, leider. Aber immer, wenn ich an Misserfolgen gerate, schaue ich mir auch eben den Schrank mit den Erfolgen an, Und ich finde immer schwierig zu sagen, ich bin stolz auf etwas, was ich selber erreicht habe. Aber letztendlich bin ich natürlich irgendwo froh darüber, nicht aufgegeben zu haben Und meine innere Landschaft beschreiben zu können, sie teilen zu können, Menschen mit auf einen Weg zu nehmen. Mittlerweile bin ich auch so ein bisschen ein Guide oder eine Guidesse nenne ich oft dass ich so verschiedenen Personen die Möglichkeit gebe, auch meine Alternative, meine Sichtweise kennenzulernen und dadurch in Firmen oder Privatleben gewisse Probleme lösen kann. Und ich bin froh darüber, dass ich die Beziehung zu meiner Mutter zum Beispiel sehr gut weiß. Ich nicht geheilt habe Oder wie man sich so gegenseitig wir kennen ja alle unsere Mütter.

Ida-Marie Corell:

Es ist immer eine schwierige Beziehung, aber sie ist so fruchtbar geworden und so fröhlich, dass ich mich darüber sehr freue. Sie ist so fruchtbar geworden und so fröhlich, dass ich mich darüber sehr freue. Mein Vater ist leider schon verstorben, aber ich war auch froh, dass ich dort die letzten Schritte seines Lebens miterleben konnte, Genau. Also, über solche Dinge bin ich sehr froh, Und ich glaube, je mehr man natürlich beruflich oder sozial erfolgreich ist, kann man eben auch privat erfolgreich sein, weil man ausgeglichener ist, denke ich mal, Definitiv.

Sibel Brozat:

Kommen wir zur letzten Frage Welchen Tipp kannst du unseren Hörerinnen und Hörern mit auf den Weg geben, die jetzt gerade dabei sind, eine Marke aufzubauen? Das kann auch im künstlerischen, performerischen oder philosophischen Bereich sein oder für eine Brand. Ich glaube, am Ende ist der Tipp wahrscheinlich der gleiche.

Ida-Marie Corell:

Also, ich würde auf jeden Fall sagen, aus meiner Erfahrung heraus, die sehr individuell ist, ist, glaube ich, authentisch sein das absolut Wichtigste, und einen gewissen Raum für sich schaffen Und einen gewissen Raum für sich schaffen, in dem eine gewisse Transparenz und ein Support deinesgleichen auch eben vorhanden ist, ein gewisses Netzwerk aufbauen, sich gegenseitig unterstützen, und das ist natürlich in der Kunstwelt, finde ich, noch nicht ganz so präsent. Also das sind schöne Momente, wenn man es schafft, sich gegenseitig wirklich auch über seine Erfolge zu freuen und sich wirklich damit auseinanderzusetzen, dass nicht jeder Erfolg der gleiche ist, sondern individuelle Erfolge verschiedener Art, also wie ein ganzer Garten. Über den freut man sich ja auch, über jedes einzelne Blümchen und jedes Ästchen, und jeder Baum und jeder Grashalm gestaltet diesen Garten. Und ich glaube, das wäre mein Tipp, den ich geben könnte The Garden of Even, also Gleichheit, den Garten der Gleichheit, in dem man aber Gleichwertigkeit sieht und versteht, dass mein Erfolg anderen Menschen die Möglichkeit gibt, erfolgreicher zu sein, genauso wie andere, mehr Erfolgreichere uns die Möglichkeit geben. Also das ist so das Give and Take, glaube ich ja.

Sibel Brozat:

Das ist ein toller Tipp, und vielen Dank, liebe Ida-Marie, dass du uns so schöne Einblicke in deine Arbeit gegeben hast. Ganz herzlichen Dank für deine Zeit. Das war ein ganz spannendes Gespräch mit dir heute. Vielen Dank.

Ida-Marie Corell:

Ich danke dir sehr für die Einladung, und ich wünsche dir sehr viel Erfolg mit deinem Podcast, dankeschön, und dass wir viele schöne Episoden von dir hören werden. Vielen Dank.

Erweiterte Sinneswahrnehmung Und Matriarchat
Synästhesie
Der Garten Der Gleichheit